Die Ausstellung wird erfahrbar, indem die BesucherInnen die Installation durchschreiten und aktiv nutzen. Auf diese Weise wird der sich selbst wandelnde „Raum im Raum“ zum „transition space“ und Handlungsraum, der Erinnerungen und Assoziationen wecken und Selbstreflexion auslösen soll. Die Installation schmiegt sich an die bestehende Architektur des Ausstellungsraumes an, greift diese auf, indem sie ihren Formen folgt, diese nachbildet und imitiert, und bleibt dabei trotzdem eigenständig und autonom. Die von außen teilweise sichtbare Konstruktion aus Balken weckt Assoziationen an temporäre Architekturen wie etwa Theaterkulissen. Die perfekte Ästhetik im Inneren und die edle Oberfläche aus Mahagoni stehen im krassen Gegensatz zum provisorischen Charakter, den die Außenseite vermittelt.
Das Werk von Tilo Schulz ist an den Schnittstellen von Kunst und Kunsthandwerk, Architektur und Design sowie Hoch- und Populärkultur angesiedelt. Fragen von Präsentation und Repräsentation, von individueller Wahrnehmung und gesellschaftlicher oder politischer Instrumentalisierung von Kunst sind zentrale und in den Werken und Ausstellungen von Schulz immer wiederkehrende Themen.
Der Inszenierung des Ausstellungsparcours, von Blickachsen und Raumfolgen widmet der Künstler, der selbst häufig als Kurator tätig ist, ebenso viel Aufmerksamkeit wie den BesucherInnen, die er von vornherein mitdenkt. Schulz lädt sie mitunter ein, Akteurinnen und Akteure in seinen Ausstellungen zu werden. Der Künstler bezeichnet diesen Prozess als „Aktivierung“. Charakteristisch für das Werk von Tilo Schulz ist die intensive Auseinandersetzung mit der Formensprache der Moderne. Sein Interesse und die in den Arbeiten zum Ausdruck gebrachte Kritik an der (historischen) Debatte zwischen politisch instrumentalisierter Kunst in den ehemaligen totalitären Systemen des Ostens und der vermeintlich freien Kunst des Westens sind eng mit der Biografie des Künstlers verknüpft, der 1972 in der DDR geboren wurde.
In seinen Arbeiten verbindet er diese vermeintlich konträren und rivalisierenden Formensprachen und wendet sich gegen die eindeutige Lesbarkeit und Unveränderlichkeit visueller Zeichen und ästhetischer Formen.
Eingeladen von Sabine Bitter und Christian Teckert.