Bedel setzt ihre künstlerische Arbeit in den Kontext der Auseinandersetzung mit der Stadt und den Spannungsfeldern von Entertainment, öffentlichem Raum und subjektiver Erfahrung. Die theoretischen Wurzeln ihrer Untersuchungen sind im Diskurs des „Social Imaginary“ von Norman Klein, den Schriften von Lieven de Cauter zur „Archäologie des Kicks“ sowie seiner Analyse des Panoramas in der Unterhaltungskultur zu verorten.
Dabei arbeitet Bedel mit jenem erweiterten Text-Begriff, der die verschiedensten materiellen und imaginären Zeichen einer Stadt als den Zeichen der Sprache analog betrachtet und zum Ausgangspunkt möglicher Deutungen oder Offenlegungen macht. Zum Text der Stadt gehören in diesem Verständnis nicht nur Schrift oder Bild, sondern beispielsweise auch Bewegung, Geräusch, Unterhaltung und Vorstellungen von Raum. Die Frage ist, welche Lektüren auf Stadt angewandt werden können. Nach diesem Muster der Vielstimmigkeit gestaltet Bedel ihre Arbeiten.
Der für Bedels Werk charakteristische visuelle und akustische Sichtungs- und Sammelprozess integriert auf ihren täglichen Streifzügen auch die Erzählungen von StadtbewohnerInnen und deren Blick auf das Vertraute. Hinterfragt werden lokale Strategien der Repräsentation in Relation zu Begriffen wie Attraktion, Populärkultur und Architektur.
Als Spaziergängerin erkundet sie das Terrain, ist ein Rechercheur, durchwandert die Stadt, erlebt die Stadt als einen Themenpark. Als Erzählerin zeigt sie den BetrachterInnen ständig etwas, tritt aber, auch in narrativer Hinsicht, hinter das Gesehene und das Gehörte zurück, lässt es auf den Anderen wirken, enthält sich eines wertenden oder beurteilenden Kommentars.
Die Entwicklung ihres Interpretationsprozesses wird durch die Verwendung diverser Medien, vom bewegten Bild, bis zu Sound- und Textarbeiten, wieder gegeben. Neben Poster und Katalog, in denen sie Text und Sprache als scheinbar sozial verbindende Erscheinungen im Kontext urbaner Architektur untersucht und darstellt, entwickelt die Künstlerin für ihre Ausstellung in der Secession auch ein Sound- und Videoprojekt. Darin wird der vielgerühmte Blick auf das Panorama mit der Attraktionslust des extrem vertikalen Erlebnisses, also das Verhältnis von Wahrnehmung und Geschwindigkeit zur kulturellen Unterhaltungs- und Ereigniskultur, in Verbindung gebracht.