Im oben genannten Text skizziert Mary Kelly verschiedene Möglichkeiten aus dem weiblichen Dilemma, gleichzeitig das Objekt und das Subjekt des Begehrens zu sein, auszusteigen: Das Androgyne, die bewusste Annahme der patriarchalen Fassade oder eine Art Ikonoklasmus, bei dem Bilder im allgemeinen ausgeklammert werden und somit Bedeutung durch Abwesenheit konstruiert wird. Die ausgewählten Künstlerinnen arbeiten in unterschiedlicher Weise mit diesen Strategien und besetzten somit Positionen, die zwischen dichotomen Abgrenzungen liegen.
Maria Hahnenkamps Diaprojektion von weiblichen und männlichen Körperfragmenten historischer Gemälde tastet den menschlichen Körper quasi visuell ab. Sie thematisiert wer, warum, wohin blickt, liefert eine historisch-bildliche Analyse, verstrickt uns aber gleichzeitig in die Fallstricke unserer eigenen Wünsche.
Auch Meike Schmidt-Gleims Buchprojekt verarbeitet historisches Material, nämlich die 12 Gespräche über Sexualität, welche eine Gruppe von fast ausschließlich männlichen Surrealisten zwischen 1928 und 1932 geführt haben. Mit Künstlerkolleginnen hat sie diese nachgestellt und dabei die Rollen der Besprochenen und der Sprechenden ausgetauscht. Im selben Layout in Buchform gebracht mischt sie die transkribierten Diskussionen mit dem Original. In der neuen Version entspinnt sich ein fragiler Diskurs über Sexualität und Liebe, wobei die Definitionsmacht diesmal bei den weiblichen Beteiligten liegt.
Die Helden in Dagmar Trampischs Video Bergkameraden, das österreichische Abfahrtsteam, werden von der Künstlerin liebevoll kommentiert. Das Verhältnis von weiblichen Fans zu ihren männlichen Stars, aber auch die Konstruktion nationaler Identität über sportliche Höchstleistungen werden subtil und ironisch hinterfragt.